Änderungen im Personalrecht des Kantons Zürich

Per 1. Ok­to­ber (bzw. 1. Sep­tem­ber) sind Än­de­run­gen in der Per­so­nal­ge­setz­ge­bung des Kan­tons Zü­rich in Kraft ge­tre­ten. Die­se be­tref­fen haupt­säch­lich die for­mel­len Vor­aus­set­zun­gen der Kün­di­gung we­gen man­geln­der Leis­tung bzw. un­be­frie­di­gen­den Ver­hal­tens, das Ab­fin­dungs- und das Rück­stu­fungs­re­gime, und da­mit drei für Mit­ar­bei­ten­de be­deu­ten­de Institute.

Kün­di­gung. Bei der Kün­di­gung im Zu­sam­men­hang mit der Leis­tung oder dem Ver­hal­ten ver­zich­tet der Ge­setz­ge­ber künf­tig auf das Er­for­der­nis ei­ner Mit­ar­bei­ter­be­ur­tei­lung. Statt­des­sen ist die Ar­beit­ge­be­rin ins­künf­tig ver­pflich­tet, nach­dem der Sach­ver­halt er­stellt und die Vor­wür­fe be­legt wor­den sind, den be­tref­fen­den Mit­ar­bei­ter zu er­mah­nen, ver­bun­den mit ei­ner Frist zur Ver­bes­se­rung von längs­tens drei Mo­na­ten (§ 19 Per­so­nal­ge­setz [PG]).

Da­mit än­dert sich das Be­wäh­rungs­ver­fah­ren in drei­er­lei Hinsicht:

  • Kei­ne Mitarbeiterbeurteilung;
  • Er­mah­nung statt Fest­stel­lung, dass Leis­tung bzw. Ver­hal­ten un­ge­nü­gend sind;
  • Frist von ma­xi­mal drei statt längs­tens sechs Monaten

Der Ver­zicht auf das Durch­füh­ren ei­ner Mit­ar­bei­ter­be­ur­tei­lung ist zu be­grüs­sen, da das Er­for­der­nis zur Durch­füh­rung ei­ner förm­li­chen Mit­ar­bei­ter­be­ur­tei­lung in der Sa­che nicht ge­recht­fer­tigt war. Dem be­rech­tig­ten An­lie­gen nach ei­nem fai­ren, will­kürfrei­en Ver­fah­ren, wel­ches nicht über­eilt ein­ge­lei­tet bzw. durch­ge­führt wird, ist mit der Er­mah­nung ge­nü­gend Rech­nung ge­tra­gen, zu­mal sich am Er­for­der­nis der Be­wäh­rungs­frist nichts ge­än­dert hat, wo­mit auch dem Ver­hält­nis­mäs­sig­keits­prin­zip nach wie vor die­sel­be Be­deu­tung zu­kommt. Was in­des die Ver­kür­zung der Be­wäh­rungs­frist (oder neu Ver­bes­se­rungs­frist) auf ma­xi­mal drei Mo­na­te an­ge­langt, ist die­se nicht un­pro­ble­ma­tisch. Der Wort­laut der Be­stim­mung schliesst ei­ne Ver­län­ge­rung der Be­wäh­rungs­frist im Ein­zel­fall aus. Da­bei ist zu be­den­ken, dass es durch­aus Fäl­le gibt, da ei­ne Frist von drei Mo­na­ten zur Ver­bes­se­rung ins­be­son­de­re der Leis­tung nicht aus­reicht. In­so­fern stellt sich die Fra­ge, ob nicht ei­ne Ver­län­ge­rung (oder Neu­an­set­zung) im Ein­zel­fall mög­lich sein müss­te, was auf­grund des Le­ga­li­täts­prin­zips pri­ma vis­ta aus­ge­schlos­sen scheint. Denk­bar wä­re ei­ne Ver­län­ge­rung in ge­gen­sei­ti­gem Ein­ver­ständ­nis, ein Rechts­an­spruch der Mit­ar­bei­te­rin be­steht in­des nicht. Da­mit könn­te im Ein­zel­fall das Ver­hält­nis­mäs­sig­keits­prin­zip ver­letzt sein. Ge­ra­de in lang­jäh­ri­gen An­stel­lungs­ver­hält­nis­sen mit äl­te­ren Mit­ar­bei­ten­den be­steht die Ge­fahr, dass die Frist­ver­kür­zung zu im Ein­zel­fall un­ge­rech­ten Er­geb­nis­sen führt oder, dass in die ei­ne oder an­de­re Rich­tung ge­han­delt wer­den muss, oh­ne, dass be­reits Klar­heit über Er­fül­lung oder Nicht­er­fül­lung der Auf­la­gen be­steht. Dass hier der Ge­setz­ge­ber auf ei­ne For­mu­lie­rung wie «in der Re­gel» oder der­glei­chen ver­zich­tet hat, trägt wohl der Rechts­si­cher­heit Rech­nung, der Ein­zel­fall­ge­rech­tig­keit in­des nicht. Es ist zu hof­fen, dass in die­sem Punkt ei­ne Nach­bes­se­rung erfolgt. 

Ab­fin­dung. Das bis­her gel­ten­de Recht sah Ab­fin­dun­gen von bis zu 15 Mo­nats­löh­nen vor. Neu kön­nen nur noch Ab­fin­dun­gen von bis zu neun Mo­nats­löh­nen zu­ge­spro­chen wer­den. Die Ab­fin­dung ist zwin­gend zu ent­rich­ten, wenn ein Ar­beits­ver­hält­nis auf­ge­löst wird aus Grün­den, die nicht im Mit­ar­bei­ter lie­gen, das heisst na­ment­lich bei Kün­di­gun­gen aus or­ga­ni­sa­to­ri­schen Grün­den und selbst­re­dend auch bei sach­lich nicht ge­recht­fer­tig­ten Kün­di­gun­gen. Die Pra­xis zur Fest­set­zung der Ab­fin­dungs­hö­he hat be­reits vor ein paar Jah­ren in­so­fern ei­ne Än­de­rung er­fah­ren, als bei der Fest­set­zung nicht mehr beim Ma­xi­mum an­ge­setzt wur­de und bei ent­spre­chen­den Vor­aus­set­zun­gen min­dern­de Fak­to­ren zur Re­duk­ti­on der Ab­fin­dungs­hö­he führ­ten, son­dern dass fort­an beim Mi­ni­mum des Ab­fin­dungs­rah­mens an­ge­setzt wur­de, und all­fäl­li­ge Er­hö­hungs­grün­de im Ein­zel­fall be­rück­sich­tigt wur­den. Die No­vel­le zählt wie schon § 16g Abs. 3 VVO zu­vor die Er­hö­hungs­grün­de auf, wo­bei die Un­ter­stüt­zungs­pflich­ten und die fi­nan­zi­el­len Ver­hält­nis­se nicht mehr ex­pli­zit auf­ge­führt, son­dern ge­mäss der Wei­sung die­se un­ter die per­sön­li­chen Ver­hält­nis­se sub­su­miert wer­den. Neu kön­nen die­se Grün­de ein­heit­lich für al­le Mit­ar­bei­ten­den zu ei­ner Er­hö­hung von zwi­schen ei­nem und fünf Mo­nats­löh­nen Ab­fin­dung füh­ren, un­ab­hän­gig von Al­ter und Dienst­al­ter der be­tref­fen­den Mit­ar­bei­te­rin. Wel­che Be­deu­tung dem Um­stand zu­kommt, dass die Auf­zäh­lung der Er­hö­hungs­grün­de durch den Ver­zicht auf das Wort «ins­be­son­de­re» an­schei­nend ab­schlies­sen­den Cha­rak­ter zu­kommt, wird sich wei­sen. Prak­tisch dürf­ten die Tat­be­stän­de, wel­che ge­recht­fer­tig­ter­wei­se zu ei­ner Er­hö­hung der Ab­fin­dung füh­ren tat­säch­lich mit den drei al­ter­na­ti­ven Er­hö­hungs­grün­de «per­sön­li­che Ver­hält­nis­se», «Ar­beits­markt­chan­cen» und «Um­stän­de des Stel­len­ver­lusts» ab­ge­deckt sein. 

Rück­stu­fung. Die An­pas­sun­gen be­tref­fend Rück­stu­fung wa­ren nö­tig, weil auf­grund der Ge­set­zes­an­pas­sun­gen mit Be­zug auf die Kün­di­gung die An­for­de­run­gen für ei­ne Rück­stu­fung hö­her ge­we­sen wä­ren als für ei­ne Kün­di­gung. Neu wird des­halb auch bei ei­ner Rück­stu­fung auf das Er­for­der­nis ei­ner Mit­ar­bei­ter­be­ur­tei­lung ver­zich­tet, was eben­falls zu be­grüs­sen ist. Ei­ne Mit­ar­bei­ter­be­ur­tei­lung ist dem­nach nur noch für die in­di­vi­du­el­le Lohn­er­hö­hung zwingend. 

Über den Autor/die Autorin

Mirjam Barmet

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